Meine Trainingsauffassung

 

Hunde sind hoch soziale Wesen, die seit gut 33000 Jahren mit uns Menschen zusammen leben.

Ihre Rolle hat sich in den letzten 40 Jahren vom „ Werkzeug“ – sprich Jagdpartner, Wächter, Babysitter, Kammerjäger zum Sozialpartner gewandelt. Heute ist der Hund Kindersatz, Tröster für Menschen, die von der Welt enttäuscht sind, Sportgerät, Statussymbol ohne Aufgabe, Ersatz für den Partner, und noch so vieles mehr. Dies führt dazu, dass wir in unserem zeitlich und räumlich sehr stark durchgeplanten Tagesablauf von unseren Hunden große Anpassungsfähigkeit erwarten: Beim Spaziergang soll er brav und ohne Mucks an anderen Hunden vorbeilaufen, später im Büro brav auf seiner Decke liegen, danach beim Sport mit viel Energie mit uns zusammenarbeiten, danach sofort wieder lieb eine Runde mit uns schmusen, und sich unseren- ganz verschiedenen Anforderungen eben perfekt anpassen. Und das tolle ist, dass unsere Hunde dies oft auch wirklich für uns tun, aber nur, wenn sie gelernt haben, dass es sich für sie lohnt, mit uns zusammenzuarbeiten. Denn Hunde sind nun mal Opportunisten – zu allem bereit, wenn es sich aus ihrer Sicht für sie „lohnt“.

Hunde weisen aufgrund ihrer Rasse, Genetik, (Persönlichkeit der Elterntiere in Verbindung mit speziellen Rassemerkmalen), persönlicher Herkunftsgeschichte – Sozialisation –und gegenwärtiger Haltung und Erziehung ganz verschiedene Verhaltensweisen auf.

Häufig kommt es zur Entwicklung von unerwünschtem Verhalten, denn kein Hund kommt perfekt auf die Welt…Es gibt in Deutschland gut 80 Millionen Menschen und fast 9 Millionen Hunde. Diese Zahl sollte klarmachen, dass es ohne Regeln nicht gehen kann! Zu Anfang sendet der Hund sehr häufig klare Signale an seinen Halter, die dazu führen sollen, eine feste Beziehung herzustellen. Leider nehmen die Besitzer diese Angebote gar nicht wahr und gehen nicht darauf ein. Hier erinnere ich an den nur allzu bekannten Anblick des in sein Handy starrenden „Hundeführers“ auf dem gemeinsamen Spaziergang. Das Ergebnis ist ein Hund, der sich seine eigene Beschäftigung schafft, indem er z. B. beginnt zu jagen oder andere Hunde anzupöbeln.
Wenn der Hund also nicht gehorsam den Regeln folgt, kommt es schnell auf beiden Seiten der Leine zu Ärger, Frustration und sogar Wut.

„Der weiß genau, was er tun soll, aber er macht es nicht, um mich zu ärgern!“

In dieser Stimmung werden Befehle immer aggressiver und lauter ausgerufen und die Bereitschaft des Hundes zu gehorchen, fällt im gleichen Maß gegen Null ab… 
Vom Mensch empfundene Frustration wird in verbaler Form und manchmal sogar durch körperliche Maßregelungen ausgelebt. Der Hund wird nicht als fühlendes Wesen wahrgenommen, sondern als etwas, dessen Verhalten man sich nicht erklären kann und falsch interpretiert. Wie oft von mir beobachtet, führt diese falsche Einschätzung der emotionalen Lage des Hundes dazu, dass er behandelt wird, wie ein Ding:

Ohne Ankündigung, Signal oder körpersprachliches Zeichen wird der Hund an der Leine weggezerrt, (von anderem Hund, Fährte, Müll…)sodass er manchmal regelrecht durch die Luft fliegt oder je –je nach Gewichtsklasse- wird das Tier geschubst, getreten.
Ebenfalls bemerke ich immer wieder Hundebesitzer, die es für eine erzieherische Maßnahme halten, ihren Hund ständig per Leinenruck zu maßregeln. Fast ritualhaft wird alle paar Sekunden die Leine scharf angezogen, was für den Hund mit Schmerzen am Kehlkopf verbunden ist.  Eine Verhaltensänderung  (hier bessere Leinenführigkeit) ist hierdurch nicht zu erkennen.Wie kommt das bei einem Lebewesen an, das in der Lage ist, Mitgefühl, Trauer, Wut, 

Eifersucht, Gerechtigkeitssinn, Freude, usw. zu empfinden? Wie wirkt sich ein solches Verhalten des „Hundeführers“ auf die gemeinsame Beziehung aus? Wie schätzt der Hund die Eigenschaft seines Besitzers als souveräner, ruhig agierender Rudelführer ein? Und zu welchem Verhalten bringt es den Hund? Ganz einfach, er sieht sich gezwungen, selbst zu entscheiden, wie er reagiert, damit es seinem Besitzer ( vermeintlich) besser geht.  So beginnt problematisches Verhalten, und diese Verhaltensspirale beiderseits führt zu immer schlechterem Benehmen des Hundes. 

In diesen Fällen sehe ich meine Aufgabe als Mittler zwischen Mensch und Hund.

Das heißt, ich muss erkennen, in welcher emotionalen Lage das Team ist,  um welche Persönlichkeiten es sich hier handelt, wo die Stärken und Schwächen auf beiden Seiten liegen  und wie es zur Änderung des Verhaltens kommen kann. Ich arbeite an der Bindung und sorge für eine freudig motivierende Trainingsstimmung, denn nur ein Team, das gern miteinander arbeitet, kann sich auch erfolgreich weiter entwickeln. 
Meine Aufgabe ist es zu erkennen, wo die Schieflage in der Mensch-Hund Beziehung ist und sie belastbar wieder in Ordnung zu bringen. Dabei ist natürlich ein Grundgehorsam in Form von Formalismus (Dressur) nicht zu entbehren, dazu gehören vor allem klare körpersprachliche Signale, aber im weiteren Verlauf auch Mittel, die dem Team mit Spaß und Freude klar machen, das sie gemeinsam alles meistern können, was sie im Alltag an Herausforderungen erwartet – wenn sie zusammen arbeiten! Mir ist wichtig, dass der Mensch lernt seinen Hund zu lesen, und mit ihm in eine leicht verständliche Kommunikation zu treten. Dies ist die Grundlage zur Lösung aller Probleme – ohne Beziehung, sprich Kommunikation, keine Erziehung!

Oft erlebe ich auch Teams, bei denen sich sehr schnell herausstellt, dass die Paarung nicht optimal gewählt wurde. Zum Beispiel ist das weit über 70jährige Paar gern mal überfordert, wenn es sich einen Hund aus dem Arbeitsbereich anschafft. Ein unterbeschäftigter Schutz, Jagd- oder Hütehund kann schon eine große Aufgabe darstellen. Aber auch hier kann man mit geduldigem Training des Teams gute Ergebnisse erzielen, denn mein Ziel ist immer ein fröhliches und entspanntes Zusammenleben beider Parteien.


Wer wirklich gewillt ist, eine Veränderung herbeizuführen, schafft es auch!